Hilfe, mein Kind will ein Smartphone
- Das Wichtigste zu Beginn
- Risiken erkennen und sich schützen
- Suchtgefahr?
- Gerät und Vertrag auswählen
- Smartphone-Regeln
- Nutzung gemeinsam lernen
- Besser leben ohne WhatsApp
- Persönliche Daten schützen
- Altersgerechte Angebote auswählen
- Technische Hilfsmittel
- Materialien für Eltern
Das Wichtigste zu Beginn
Eltern stellen uns oft die Frage: "Wann ist mein Kind bereit für sein erstes Smartphone?" Unsere Antwort lautet: "Wenn Sie bereit sind, Ihr Kind bei der Nutzung des Smartphones zu begleiten." Es ist tatsächlich eine große Herausforderung, Kinder in der digitalen Welt zu begleiten. Deutlich schwieriger, als ihnen beizubringen, sich im Straßenverkehr sicher zu bewegen...
Das sind die Aufgaben, die auf euch Eltern zukommen, sobald euer Kinder ein eigenes Smartphone hat:
- Auswählen: Geräte, Tarife, Apps, Inhalte, Nutzungszeit
- Begleiten und beobachten: Wie geht es meinem Kind mit der Nutzung des Smartphones? Wie verhält es sich im Netz?
- Chancen nutzen: Wie können wir das Smartphone nutzen, so dass mein Kind Vorteile davon hat?
- Darüber reden: Im Gespräch über die Nutzung des Smartphones bleiben. Was beschäftigt mein Kind? Wofür interessiert es sich? Welche Fragen hat es? Welche Probleme treten auf?
- Erklären: Kinder über die Herausforderungen und Risiken im Netz aufklären, so dass sie sich sicher im Netz bewegen können, ohne anderen zu schaden.
Risiken erkennen und sich schützen
Das Internet ist ein Ort, der von Erwachsenen für Erwachsene gemacht wurde. Sind Kinder und Jugendliche ohne Begleitung im Netz, ist die Gefahr groß, dass sie mit Dingen in Kontakt kommen, die für ihr Alter nicht angemessen sind.
Klassenchat und Cybermobbing
Klassenchats sind eine der größten Belastungen für Kinder im digitalen Alltag. Eigentlich werden diese Gruppen erstellt, um sich in der Klassengruppe über schulische Dinge auszutauschen. In der Praxis geht es darum allerdings nur selten. Die meisten Klassenchats werden für den privaten Austausch genutzt, bei dem häufig tausende Nachrichten am Tag verschickt werden. Viele davon sind beleidigend oder enthalten nicht altersgerechten Inhalten.
Vor allem in der ersten Klasse der weiterführende Schule entwickeln Klassenchats eine enorme Dynamik. Kinder suchen ihren Platz in der neuen Klassengemeinschaft und versuchen sich auf Kosten anderer zu profilieren, indem sie andere schlechtmachen oder nicht-altersgerechte Inhalte teilen. Wir empfehlen deshalb:
- Alternative Messenger nutzen, auf WhatsApp verzichten.
- Statt einer großen Klassengruppe kleinere Gruppen mit 3-4 Personen zu bilden.
- Wenn es doch eine große Klassengruppe gibt, in der Klasse gemeinsam Regeln und Rollen vereinbaren:
- Was wird gepostet was nicht?
- nur schulische Themen, nichts Privates
- keine Beleidigungen, Streit nicht im Chat versuchen zu klären
- keine Dinge, die andere verängstigen
- keine Kettenbriefe
- kein Emoji- und Sticker-Spam
- Wann wird gepostet?
- Alle dürfen in den Chat, niemand muss
- Verständigen über Admin-Rolle: Wer verwaltet Mitglieder?
- Was passiert, wenn man sich nicht an die Regeln hält?
- Was wird gepostet was nicht?
Cybergrooming
Besonders riskant ist der Kontakt mit fremden Menschen. Beim so genannten "Cybergrooming" versuchen Erwachsene oder ältere Jugendliche, sexuelle Kontakte mit Kindern im Netz herzustellen. Dieses Risiko wird von Eltern häufig unterschätzt. Wir hören in unseren Workshops leider regelmäßig von Kindern, die bereits von fremden Menschen im Netz angesprochen wurden. Bevorzugt suchen sich die Tatpersonen Angebote aus, an denen vor allem Kinder unterwegs sind, wie TikTok, Instagram oder Online-Spiele. Auch hier schützt vor allem die Begleitung der Nutzung durch die Eltern Kinder vor Übergriffen. Weitere Tipps findet ihr auf der Seite "Cybergrooming".
Andere Risiken entstehen durch den Kontakt mit Bekannten und Freunden. Cybermobbing tritt vor allem in Schulklassen auf, aber auch gefährdendes Verhalten, wie die Teilnahme an Challenges, die Veröffentlichung privater Bilder oder Informationen durch andere, Beleidigungen, nicht altersgerechte oder illegale Inhalte finden häufig im Bekanntenkreis der Kinder statt.
Deswegen ist es wichtig, dass ihr eure Kinder mit diesen Risiken vertraut macht und mit ihnen lernt, wie man sich vor ihnen schützt. Indem ihr diese Themen mit euren Kindern besprecht, signalisiert ihr ihnen Verständnis und Offenheit, so dass sie sich bei Problemen eher an euch wenden werden, um Hilfe zu suchen.
Besprecht mit euren Kindern auch die rechtliche Situation im Internet. Es gibt viele Dinge, von denen Kinder nicht wissen, dass sie nicht erlaubt sind und dann unwissentlich Straftaten begehen. Eine Übersicht der Themen findet ihr unter: Prävention Straftaten im Netz.
Suchtgefahr?
Wir hören oft die Sorge von Eltern, dass ihr Kinde süchtig nach Digitalem ist - nach dem Smartphone, Videospielen oder Social Media. In den meisten Fällen ist diese Sorge unbegründet und es handelt sich nur um eine intensive Nutzung, die natürlich auch in der Familie besprochen werden sollte.
Anzeichen, dass die Nutzung des Kindes noch nicht probelmatisch ist:
- es hat Freude an den digitalen Angeboten
- die schulische Leistungen verschlechtern sich nicht
- es besteht ein guter Kontakt mit Familie & Freunden
- das Kind hat noch andere Hobbys
- das Kind hält sich an die Medienregeln
- das Kind hat keine körperlichen Probleme, wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Rückenbeschwerden nach der Nutzung
Eine Sucht entsteht erst, wenn digitale Medien nicht mehr für ihren eigentlichen Zweck genutzt werden. Man spricht dann von einem Missbrauch, z.B. um sich von negativen Dingen im Freundeskreis und der Schule abzulenken anstatt die Probleme anzugehen, um Selbstbestätigung zu finden, weil man sich vor Dingen fürchtet. Auch Langeweile kann ein suchtartiges Verhalten auslösen, allerdings weniger stark, als die vorher genannten Situationen. In allen Fällen speichert das Gehirn "Wenn es mir gut gehen soll, brauche ich digitale Medien." und eine Sucht kann entstehen.
Wenn ihr mehrere dieser Anzeichen bei eurem Kind seht, können es Anzeichen dafür sein, dass die Nutzung problematisch wird:
- Dauer und Häufigkeit des Spiels wird mehr
- Kind hat negative Gefühle durch Nutzung (z.B. weil es im Spiel verloren hat oder in sozialen Medien nicht erfolgreich war)
- Körperliche Anzeichen (Schlafstörung, Kopf- und Rückenschmerzen)
- Keine Kontrolle über Dauer und Zeitpunkt des Spiels auch bei Sanktionen
- Emotionale Reaktion bei Entzug
- Keine Teilnahme an Familienaktivitäten, kein Treffen mehr mit Freunden
- andere Hobbys werden aufgegeben
- schulische Leistungen werden schlechter
Wenn ihr den Eindruck haben, dass euer Kind sich nicht nur kurzfristig in einer schlechten Phase befindet, sondern dass tiefergehende Probleme dahinter stecken, ist es wichtig zu reagieren. Versucht, mit euerem Kind ins Gespräch zu kommen und herauszufinden, welche Probleme hinter dem Verhalten stecken. Nicht immer gelingt dieses Gespräch in der Familie. Bietet euren Kindern deswegen auch an, dass es außerhalb der Familie mit jemandem allein sprechen kann, z.B. Kinderarzt, Schulsozialarbeit oder sonstige Vertrauenspersonen. Wichtig ist, dass Kinder in dieser Siuation nicht allein gelassen werden.
Viele weitere Tipps und auch Anlaufstellen findet ihr auf der Seite Suchtprävention digitale Medien.
Gerät und Vertrag auswählen
Gleich zu Beginn: es muss nicht immer ein Smartphone sein und es muss auch nicht notwendigerweise zum Wechsel an die weiterführende Schule angeschafft werden. Im Gegenteil: für die Entwicklung der Selbständigkeit des Kindes ist es besser, wenn es lernt, sich in der neuen Umgebung ohne Smartphone und den ständigen Kontakt zu den Eltern zurechtzufinden. Kinder haben an jeder Schule die Möglichkeit, in dringenden Fällen über das Sekretariat zu telefonieren.
Zum Einstieg reicht auch ein Tastenhandy, so besteht zwar grundlegend die Möglichkeit in Kontakt zu kommen, es verhindert aber viele Risiken, die ein Smartphone mit sich bringt, weil man kaum Apps darauf nutzen kann und die Kamerafunktion deutlich eingeschränkt ist. Wenn es ein Smartphone sein soll, startet mit einem gebrauchten Gerät. Der Akku ist nicht mehr der beste? Umso besser, das hilft dabei, die Nutzungszeit kontrollieren zu lernen und es tut nicht so weh, wenn das Gerät kaputt geht (und sie gehen kaputt...). Ein neues, aktuelles Smartphone sollten Jugendliche aus unserer Sicht erst dann bekommen, wenn sie gezeigt haben, dass sie sorgsam mit den Geräten umgehen können und es sich womöglich von ihrem eigenen Geld kaufen.
Auch bei der Auswahl des Mobilfunktarifs habt ihr die Möglichkeiten die Nutzung zu steuern. Steigt ihr z.B. mit einer Prepaid-Karte ein, wird euer Kind eher lernen, sich die Nutzung des Geräts einzuteilen (sofern ihr die Karte nicht automatisch aufladen lasst). Steigt erst auf einen größeren oder im zweiten Schritt sogar unbeschränkten Tarif um, wenn das Kind gelernt hat, mit der eingeschränkten Nutzung zurechtzukommen. Einige Mobilfunktarife lassen es zu, mobile Daten abzuschalten. Auch das ist ein guter Einstieg, denn ihr könnt mit dem Kind telefonisch und per SMS in Kontakt bleiben, es hat aber keinen unbeschränkten Zugang die Internetdiensten.
In den Einstellungen des Mobilfunkvertrags solltet ihr folgende Einstellungen vornehmen:
- Drittanbietersperre aktivieren: verhindert, dass Dienste über die Telefonrechung abgerechnet werden https://www.heise.de/tipps-tricks/Drittanbietersperre-einrichten-so-klappt-s-4424271.html
- Werbung einschränken: Im Kundenmenü des Mobilfunkanbieters könnt ihr verschiedene Einstellungen vornehmen, um die Nutzung der Daten eures Kindes für Werbezwecke und die Anzeige von Werbung abzuschalten
Smartphone-Regeln
Digitale Angebote und vor allem Smartphones ziehen unsere Kinder (und uns auch) so in ihren Bann, dass es oft schwer fällt, die Geräte einfach so wegzulegen. Meistens können wir uns kaum davon lösen, denn die Angebote sind so gemacht, dass wir möglichst viel Zeit damit verbringen. Deswegen ist es wichtig, von Beginn an klare Regeln für die Nutzung des Smartphones zu vereinbaren.
Regeln üben
Am besten fängt man mit dem Üben von Medienregeln an, bevor das Kind ein eigenes Smartphone bekommt. Ein guter Einstieg ist das Fernsehen oder die Nutzung von Streamingangeboten. Hier sollten die Kinder von Klein an lernen, dass die Nutzung nicht unbegrenzt ist, z.B.:
- nur eine Sendung (der Klassiker ist hier das Sandmännchen)
- nur eine Folge der Lieblingsserie
- nur eine Runde in einem Videospiel
Erst wenn das Kind diese Regeln gut umsetzen kann, ist es bereit für eine längere Nutzung oder auch für ein eigenes Gerät.
Regeln gemeinsam festlegen
Es ist wichtig, eure Kinder in die Vereinbarung der Regeln mit einzubeziehen. Gemeinsam solltet ihr auch besprechen, welche Konsequenzen folgen, wenn die Regeln nicht eingehalten werden. Weil es immer auch Situationen gibt, in denen die Regeln nicht passen, überlegt euch gemeinsam auch Situationen, in denen es Ausnahmen gibt, z.B. eine Verlängerung der Zeit an regnerischen Tagen, wenn man etwas Anstrengendes draußen gemeinsam gemacht hat oder vielleicht, wenn ein neues Spiel rausgekommen ist. Der Mediennutzungsvertrag kann eine gute Unterstützung sein, um die Regeln zu besprechen: https://mediennutzungsvertrag.de/.
Für die Nutzung des Smartphones kann man eigene Regeln und Vereinbarungen treffen:
- Beschränktes Guthaben für unterwegs (z.B. eine Prepaid-Karte mit beschränktem Guthaben oder mit beschränktem Internetvolumen)
- die Nutzungszeit regelmäßig gemeinsam besprechen (z.B. mit Hilfe von Bildschirmzeit iOS, digital Wellbeing bei Android)
- Ablageort für das Smartphone schaffen in den Familienräumen, z.B. während der Hausaufgaben oder bei Nacht in der Küche ablegen
- Apps mit besonderem Bedarf an Begleitung nur auf Familiengeräten installieren (z.B. Social Media Apps oder Spiele)
- Regeln für Klingel- und Signaltöne (z.B. stumm schalten während der Mahlzeiten oder wenn man einen Film schaut
- Nutzungszeit pro Tag oder App festlegen (z.B. über Router steuern oder in der App festlegen, Beispiel TikTok begleiteter Modus)
- Apps nur gemeinsam installieren
- Kontaktanfragen gemeinsam verwalten
- Interaktionen gemeinsam üben: chatten, Inhalte auf Social Media stellen, Videospiele
Wichtig ist auch, dass sich die Familie auf grundlegende Regeln einigt, die für alle Familienmitglieder gelten, wie z.B. Situationen, in denen niemand ein Smartphone benutzt:
Nutzung gemeinsam lernen
Einem Kind nicht beizubringen, wie man mit dem Smartphone umgeht, ist wie fahren ohne Führerschein. Auch wenn Kinder scheinbar mühelos jedes digitale Gerät bedienen können, verstehen sie trotzdem viele der Dinge nicht, die im Internet passieren. Das Internet ist und bleibt ein Ort der Erwachsenen, mit vielen Risiken für Kinder. Nur wenn ihr diese Welt gemeinsam mit euren Kindern erkundet, könnt ihr sie auf Risiken und Gefahren hinweisen, ihnen gute Tipps geben und sie so langsam in die selbständige Nutzung entlassen. Genauso, wie wir mit Kindern üben, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen, müssen wir sie auch in der digitalen Welt begleiten. Hier findet ihr für drei Bereiche beschrieben, wie das am besten geht:
Besser leben ohne WhatsApp
Ein Leben ohne WhatsApp ist möglich. Ja, wirklich. ;-) Für manchen ist das dennoch kaum vorstellbar, dabei kann das Leben ohne WhatsApp sogar wesentlich entspannter und einfacher sein. Gerade Kinder leiden häufig unter der großen Nachrichtenflut in Chatgruppen. Klassen berichten uns regelmäßig von mehreren tausend Nachrichten an einem Tag, die überwiegend aus Stickern, Emojis, Videolinks oder kurzen Kommentaren bestehen. Kinder berichten genauso häufig, dass sie, wenn sie mal eine wichtige Frage haben, im Klassenchat meistens keine Antwort bekommen. An den meisten Schulen gibt es zwar keine offiziellen Klassengruppen, sie bilden sich früher oder später aber sowieso. Besser ist es, das Thema von Beginn an aktiv anzugehen und z.B. Regeln im Klassenchat mit der ganzen Klasse zu vereinbaren und vor allem zu besprechen, was passiert, wenn sich jemand nicht an die Regeln hält. Unser Tipp für Klasse 5: startet mit kleinen Gruppen von 2-3 Leuten, um die wirklich wichtigen Dinge zu erfahren. Eine große Klassenchatgruppe sollte es erst geben, wenn die Klasse sich auf die Nutzung verständigt hat.
WhatsApp ist ein Dienst, der eigentlich für Erwachsene gestaltet wurde. Dort sind viele ältere Jugendliche und Erwachsene unterwegs, vor allem auch Menschen, die eure Kinder nicht kennen (z.B. in Chatgruppen in Vereinen oder wenn sie von Freunden in Chatgruppen hinzugefügt werden). Unser dringender Tipp ist deswegen: Startet mit euren Kindern einem anderen Chat-Programm. Am Anfang reichen SMS, am besten kostenpflichtige, damit euer Kind lernt, die Nachrichten gezielt einzusetzen. Nutzt danach ein Chat-Programm, das sicherer als WhatsApp für eure Kinder ist:
- Mit Threema kann man chatten, ohne dass die eigene Telefonnummer genutzt wird. Kostet einmalig 4,99 €.
- Kostenlos aber nur mit Angabe der Telefonnummer möglich ist Signal: https://signal.org/ .
Beide Apps funktionieren ähnlich wie WhatsApp, ihr größter Vorteil ist aber, dass sie aktuell weniger Leute nutzen und so das Risiko, mit Fremden in Kontakt zu kommen geringer ist. Auch die Nachrichtenmenge ist (zumindest aktuell) noch geringer und die Angebote schützen besser die Daten und die Privatsphäre eurer Kinder.
Persönliche Daten schützen
Kinder und Jugendliche sollten so wenig persönliche Daten wie möglich im Internet veröffentlichen. Das trägt maßgeblich zum Schutz vor Übergriffen im Netz bei, wie z.B. Cybergrooming oder Cybermobbing. Auch Eltern sollten darauf achten, möglichst wenige Daten ihrer Kinder preiszugeben, z.B. auf öffentliche Fotos der Kinder im Netz zu verzichten und datensparsame Angebote zu nutzen. Mehr Tipps bei Safer Internet: https://www.saferinternet.at/faq/datenschutz/wie-kann-ich-meine-persoenlichen-daten-im-internet-schuetzen/
Erklärt euren Kindern, dass viele Dinge im Internet öffentlich und damit sichtbar für sehr viele Menschen sind. Ohne euer Wissen sollten sie deswegen folgende Informationen nicht veröffentlichen oder mit Menschen teilen, die sie nur aus dem Internet kennen:
- Vor- und Nachname
- Geburtstag und Alter
- Adresse und Wohnort (auch nicht die Postleitzahl)
- persönliche Fotos und Videos
- Telefonnummern
- E-Mail-Adressen
- vertrauliche Informationen, wie Passwörter aber auch Details aus dem Familienleben
Unser wichtigster Tipp: Achtet darauf, dass eure Kinder in sozialen Medien nicht zu viele persönliche Information über sich preisgeben. Stellt Profile in Chats und Social Media auf "Privat", so dass nur Freunde die Inhalte sehen können (wie das geht, erklärt auch wieder die Seite https://www.medien-kindersicher.de/startseite). Überprüft regelmäßig, dass eure Kinder als Profilbild kein Foto von sich selbst nutzen und als Profilname einen Spitznamen nutzen, bei dem möglichst wenig über eure Kinder erfährt. Am Ende schützt ihr eure Kinder auch, indem ihr selbst möglichst wenig Informationen oder Fotos und Videos im Netz veröffentlicht.
Falls ihr der Meinung seid, dass Fotos und Videos von Kindern im Netz kein Problem sind, empfehlen wir euch diese Dokumentation von panorama: "Wie Pädokriminelle private Kinderfotos stehlen" https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2021/Wie-Paedokriminelle-private-Kinderfotos-stehlen,kinderpornografie210.html .
Altersgerechte Angebote auswählen
Auf der Seite "Altersgerechte Angebote" haben wir für euch zusammengestellt, wie ihr entsprechende Angebote erkennt und wo ihr altersgerechte Angebote findet.
Natürlich würden Kinder am liebsten das im Netz machen, was wir Erwachsenen auch tun. Seid euch aber bitte im Klaren, dass vieles von dem, was wir benutzen, für Kinder noch nicht geeignet ist. Vor allem bei Social Media Angeboten ist es wichtig, die Kinder bei der Nutzung zu begleiten, da die Inhalte nicht für ihr Alter gefiltert werden. Hier eine kleine Auswahl, auf was eure Kinder z.B. bei TikTok stoßen können:
Auch bei der Auswahl der Messenger App könnt ihr bereits viel für die Sicherheit eurer Kinder tun. WhatsApp ist zwar der am meisten genutzte Messenger, er ist aber aus Datenschutzsicht für Kinder nicht geeignet. Die Nutzung ist laut WhatsApp deswegen erst ab 13 Jahren erlaubt. Zudem ist für Kinder gerade die große Anzahl an Nutzenden problematisch, weil sie deswegen leichter als in anderen Apps mit fremden Personen in Kontakt geraten können. Wir empfehlen deswegen einen alternativen Messenger zu verwenden, idealerweise einen, bei dem man sich ohne Telefonnummer registrieren kann, wie z.B. Threema oder Ginlo.
Technische Hilfsmittel
Habt immer im Hinterkopf, dass technische Hilfsmittel keinen 100%igen Schutz bieten:
- Freunde haben Geräte ohne technischen Schutz und Kinder können dort Medien nutzen.
- Kinder sind geschickt, Lücken in technischen Hilfsmitteln zu finden.
- Eltern machen Fehler beim Einrichten der technischen Hilfsmittel.
- Technik kann kaputt gehen.
- Technik kann Fehler haben.
Die beste und aktuellste Übersicht über alle möglichen Schutzmaßnahmen findet ihr auf der Seite https://www.medien-kindersicher.de Hier könnt ihr einzelne Geräte oder auch Apps auswählen und bekommt eine genaue Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie man die Einstellungen vornimmt.
Technische Hilfsmittel sind deswegen mehr eine Unterstützung der Eltern als ein wirklicher Schutz. Hier die wichtigsten Methoden:
- Gerätesperre: Sperrt Geräte, wie Smartphones, Tablets, Laptops, Fernseher, Konsolen mit einem PIN, Passwort, Fingerabdruck, Muster, usw. damit Kinder sie nicht ohne euer Wissen nutzen können
- Keine Passwörter und Bezahldaten im App-Store speichern: Wenn ihr Passwörter von App-Stores und Bezahldaten nicht speichert, können Kinder alleine keine Apps installieren, die entweder Geld kosten oder für ihr Alter nicht geeignet sind.
- Geräte in gemeinsam genutzten Räumen: So lange Spielkonsolen, Laptops, Tablets und ähnliches in den gemeinsam genutzten Familienräumen sind, könnt ihr sehen, wann Kinder die Geräte nutzen. Vor allem nachts sollten diese Geräte auf keinen Fall im Kinderzimmer sein.
- Zugriff nur auf einzelne Apps erlauben: Beim Weitergeben des Smartphones oder Tablets kann man den Zugriff auf einzelne Apps beschränken. Wie das für die verschiedenen Plattformen und Geräte funktioniert, wird hier erklärt: https://www.heise.de/tipps-tricks/App-sperren-auf-dem-Smartphone-so-klappt-s-4989893.html
- Geräte lautlos stellen: Vor allem bei gemeinsamen Familienaktivitäten, wie z.B. Essen, Filmschauen, wenn Besuch da ist,...
- Wecker statt Smartphone: Viele Leute nutzen ihr Smartphone als Wecker. Für Kinder steigt das Risiko, wenn keine anderen Maßnahmen getroffen wurden, dass sie auch nachts das Smartphone nutzen. Deswegen Smartphones nachts raus aus Kinder- und Schlafzimmer und dafür einen Wecker benutzen.
- Drittanbietersperre: Im Mobilfunkvertrag kann man einstellen, dass keine Abos oder Dienste über den Mobilfunkvertrag abgerechnet werden. Das nennt sich Drittanbietersperre und schützt vor ungewollten Käufen.
- Geräte-Einstellungen prüfen: In den Einstellungen der Geräte hat man viele Möglichkeiten, die Datennutzung, zum Beispiel für Werbezwecke oder Ortungsfunktionen zu deaktivieren. Schaut die Einstellungen einmal komplett durch und deaktiviert alles, was nicht notwendig ist.
- App-Einstellungen prüfen: In jeder App gibt es viele Einstellungen. Wenn Kinder Apps nutzen, sollte vor allem die Datenschutzeinstellungen überprüft werden. Dazu kann die Sichtbarkeit von Profilinformationen und Kontaktmöglichkeiten durch Dritte eingeschränkt werden. Bei viele Spielekonsolen kann man zusätzlich einstellen, wie lange das Gerät genutzt werden darf und welche Inhalte freigegeben werden.
- Internetsperre auf dem Router: Auf vielen Internet-Routern (das Gerät, über das ihr zu Hause ins Internet geht) kann man Profile anlegen, die eine zeitliche Begrenzung oder einen Inhaltsfilter auf einzelnen Geräten ermöglichen.
- Keine digitalen Assistenten im Kinderzimmer: Digitale Assistenten verfügen aktuell noch nicht über ausreichende Kinderschutzfunktionen. Auch die Frage der Privatsphäre und des Datenschutzes ist strittig. Wir empfehlen deswegen, digitale Assistenten im Kinderzimmer nicht zu nutzen.
Materialien für Eltern
Passende Themen in unserem Elternratgeber
Beiträge auf Medienkompetenz.tv
- Mediennutzung - Ideen für den Familienalltag https://yewtu.be/watch?v=7tEj7yJEjwo
- Technischen Lösungen (PC, Android, iPad, iPhone, ...) im Überblick https://yewtu.be/watch?v=64BgvqMfPRI
- Kindermodus für das eigene Smartphone (Elterngerät, Android) https://yewtu.be/watch?v=zmnyTK-DqOo
- Eingeschränkte Benutzer am Familientablet (Android) https://yewtu.be/watch?v=CtHaYhYrKrs
Weiterführende Materialien
- Handbuch "Familien und digitale Medien": https://cumila.eu/wp-content/uploads/2021/08/CUMILA_m6_de_Familien%20und%20digitale%20Medien.pdf
- Handbuch Familienbegleitung "Digitale Medien altersgerecht nutzen" https://starke-begleitung.de/materialien/modul-4-digitale-medien-altersgerecht-nutzen/
- Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung "Gut hinsehen, gut zuhören, aktiv gestalten!" - https://shop.bzga.de/gut-hinsehen-gut-zuhoeren-aktiv-gestalten-ratgeber-fuer-eltern-20281000/
Bildquellen
https://www.pexels.com/photo/man-holding-girl-while-walking-on-street-1194209/
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